Nazis in der BRD-Bundesregierung 1949-1994, in %:
Anteil bekannter
ehemaliger Nazis an Bundeskabinettsmitgliedern
der BRD 1949-1994 (in %):
(Die NSdAP war folglich eine Partei eher links
der Mitte als rechts der Mitte!!!)
Erklärung der obigen Grafik:
Die obige Grafik zeigt den durchschnittlichen Anteil von öffentlich bekannten
ehemaligen Nationalsozialisten an den Regierungsmitgliedern der genannten
Parteien von 1949 bis 1994. Dabei ist berücksichtigt, dass manche
Regierungsmitglieder länger amtierten als andere. Die Grafik ist also wie folgt
zu lesen: Von den Bundeskabinettsmitgliedern der Bundesrepublik Deutschland
von 1949 bis 1994, die der SPD angehört haben, sind 20,6% zuvor Mitglieder
der NSdAP gewesen. Der Anteil ehemaliger Nationalsozialisten an den
Bundeskabinettsmitgliedern der FDP von 1949 bis 1994 beträgt sogar 32,8%.
Deutlich weniger der Bundeskabinettsmitglieder aus CDU oder CSU sind
zuvor Mitglieder der NSdAP gewesen, nämlich 15,1%.
Der durchschnittliche Anteil von ehemaligen Nationalsozialisten an den
Bundeskabinetten von 1949 bis 1994 beträgt leider immerhin 19,2%.
Detailergebnisse:
Außer den bekannten drei bundesweiten Parteien/Parteienbündnissen SPD,
FDP und CDU/CSU haben 1949 bis 1994 nur noch drei kleine Parteien und
auch nur vorübergehend Bundeskabinettsmitglieder gestellt. Es handelt sich
dabei um die Deutsche Partei (DP), den Gesamtdeutschen Bund/ Bund der
Heimatvertriebenen und Entrechteten (GB/BHE) und die Deutsche Soziale
Union (DSU):
Die Deutsche Partei (DP) stammt von der Welfenpartei ab, die sich
aus Protest gegen die Annexion des Königreiches Hannover durch Preußen 1866
infolge dieser Annexion bildet, 1933 unter dem Namen Deutsch Hannoversche
Partei (DHP) von der NSdAP verboten wird und nach 1945 als Deutsche Partei
wieder auflebt. Die drei Mitglieder der DP die Bundeskabinettsmitglieder werden,
sind Heinrich Hellwege, Hans Joachim von Merkatz und Hans Christoph
Seebohm. Hellwege, Bundesvorsitzender der DP 1947 bis 1961, ist 1949 bis 1953
Bundesminister für Angelegenheiten des Bundesrates als Mitglied der Deutschen
Partei (DP) und tritt 1961 in die CDU ein. Hans-Joachim von Merkatz,
ein bekennender Monarchist, ist ebenfalls Bundesminister für Angelegenheiten
des Bundesrates, aber von 1955 bis 1962. Zudem ist Merkatz Bundesminister der
Justiz 1956 bis 1957. (Merkatz ist Mitglied der DP bis 1960 und ab September
1960 Mitglied der CDU.) Hans Christoph Seebohm ist 1949-1966 Bundesminister
für Verkehr, ab 1949 als Mitglied der DP, ab 1960 als Mitglied der CDU. Alle drei
sind nicht Mitglied der NSdAP gewesen und die einzigen Bundeskabinettsmitglieder
der Deutschen Partei überhaupt.
Der Gesamtdeutsche Bund/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (GB/BHE)
hat nur zwei Bundeskabinettsmitglieder gestellt,
aber beide waren im Dritten Reich Mitglieder der NSdAP: Theodor Oberländer
ist 1953 bis 1960 Bundesminister für Vertriebene, Waldemar Kraft ist 1953
bis 16. Oktober 1956 Bundesminister für besondere Aufgaben. Beide treten am
11. Juli 1955 aus dem GB/BHE aus und treten am 20. März 1956 in die CDU ein.
Die Deutsche Soziale Union (DSU) ist eine Gründung auf dem Gebiet
der ehemaligen DDR mit Unterstützung der CSU. Ihr einziges
Bundeskabinettsmitglied Hansjoachim Walter ist Bundesminister für
besondere Aufgaben 1990 bis 1991 und tritt 1993 in die CDU ein.
Hansjoachim Walter war nie Mitglied der NSdAP.
Das Bundeskabinett mit dem höchsten Anteil ehemaliger Nationalsozialisten:
Die obige Grafik zeigt, dass SPD und FDP einen höheren Prozentsatz
von ehemaligen Nationalsozialisten unter ihre Bundeskabinettsmitglieder
aufgenommen haben, als die Union (CDU/CSU). Das zeigt auch folgender
Durchschnittswert: Der höchste Anteil von bekannten ehemaligen Nazis
an einem Bundeskabinett entfällt auf das von Bundeskanzler Willy Brandt
(SPD) 1969 bis 1972 geleitete Bundeskabinett, eine Koalition von SPD
und FDP, mit einem Anteil von 42,9% bekannten ehemaligen Nazis.
Genau wie beim durchschnittlichen Anteil bekannter ehemaliger
Nationalsozialisten an den Bundeskabinettsmitgliedern der drei Parteien
(Grafik) ergibt sich auch aufgrund dieses Durchschnitsshöchstwertes:
Die ehemaligen Nazis haben sich ab 1945 auf die ihren Zielen am nächsten
stehenden Parteien verteilt, dabei hat sich bei SPD und FDP ein höherer
Anteil von bekannten ehemaligen Nazis ergeben. Folglich ist die NSdAP ist
eine Partei eher links der Mitte, als rechts der Mitte, anders gesagt ist die NSdAP eine Partei
mit Schwerpunkt rechts der SPD
und links der FDP, die in ihren Zielen diesen beiden Parteien näher steht,
als der Union. In diesen drei Parteien verfolgen ihre ehemaligen Mitglieder ihre
Ziele in der Regel nicht mehr mit diktatorischen, sondern mit demokratischen
Mitteln weiter. Dies gilt auch für den Antisemitismus: SPD und FDP präsentieren
sich beide als Parteien, die jüdisch-christlichen Einfluss auf die Politik beschränken
oder unterbinden wollen, wie den aller Religionen, wobei dies in Deutschland
praktisch den Einfluss von gläubigen Juden, sowie gläubigen Christen und gläubigen
Mitgliedern des Islam betrifft. Dabei ist die Ähnlichkeit der Ziele der SPD mit denen
der NSdAP alles andere als ein Wunder, denn: Der deutsche Nationalsozialismus
ist eine Nachahmung des italienischen Faschismus, der wiederum 1919 v. a.
durch Abspaltung von der großen sozialdemokratischen Sozialistischen
Partei Italiens (Partito Socialista Italiano, kurz PSI) und Gründung der
Faschistischen Kampfbünde durch Benito Mussolini entsteht.
(Mussolini aber, Sohn eines [revolutionären[i]] sozialistischen Lokalpolitikers[ii],
ist zuvor Herausgeber der linken intellektuellen Zeitschrift „Klassenkampf“
(ital. „La Lotta dei Classe“), und der Parteizeitung der sozialdemokratischen
PSI, die nach dem Vorbild der sozialdemokratischen Parteizeitung auch
„Vorwärts“ (italienisch „Avanti“) heißt, seit 1912, und damit seither
Chefideologe der Sozialdemokratischen Partei Italiens (PSI) sowie Mitglied
im Politbüro dieser Partei. Als junger Parteisekretär seiner Heimatstadt Forlí
beantragt er sogar den Parteiausschluss aller religiös aktiven Parteimitglieder,
was in Italien neben gläubigen Katholiken vor allem gläubige (!) Juden getroffen hätte.
So stammt der deutsche Nationalsozialismus von der italienischen Sozialdemokratie ab.)
Die Berechnung des Anteils von ehemaligen Nationalsozialisten an den
Bundeskabinetten und an den Bundeskabinettsmitlgiedern der einzelnen
Bundes-Parteien:
Berechnet habe ich den jeweiligen Prozentsatzes von bekannten ehemaligen
Nazis, die Mitglieder eines Bundeskabinettsgeworden, sind einfach
indem ich die Anzahl der Mitglieder eines jeweiligen Bundeskabinettes,
die Mitglieder der NSdAP gewesen sind, durch die Gesamtzahl der Mitglieder
dieses Bundeskabinetts geteilt habe. Um den Anteil der bekannten ehemaligen
Nationalsozialisten an den Bundeskabinettsmitgliedern einer einzelnen Partei
zu berechnen, bin ich genauso vorgegangen: Mitglieder dieser Partei,
die Mitglieder eines Bundeskabinetts sind geteilt durch Gesamtanzahl
der Mitglieder dieser Partei die Mitglied dieses Bundeskabinetts sind.
Ein Bundeskabinett ist dabei die Zeit von einer Neubildung des Bundeskabinetts
bis zum Austausch der meisten Bundeskabinettsmitglieder durch neue
Bundeskabinettsmitglieder und Ämterneuverteilung an bisherige
Bundeskabinettsmitglieder. Die Bundeskabinette sind feste Begriffe.
Sie werden nach dem Nachnamen des jeweiligen Bundeskanzlers benannt und,
wenn dieser mehrere Bundeskabinette geleitet hat, durch römische Ziffern
unterschieden.
[i] „Benito Mussolini“; Wikipedia Online;
http://de.wikipedia.org/wiki/Benito_Mussolini;
Zugriff 01.10. 2011.
[ii] Weißer, Mechthild. „Mussolini, Benito."
Microsoft® Encarta® 2007 [DVD]. Microsoft
Corporation, 2006.
1949 bis 1994 gibt es folgende 17
Bundeskabinette:
1949-1953: Adenauer I (Koalition aus Union,
FDP, Deutsche Partei (DP));
1953-1957: Adenauer II (Union,
Gesamtdeutscher Bund/Bund der
Heimatvertriebenen und Entrechteten
(GB/BHE), FDP);
1957-1961: Adenauer III (Union);
1961-1962: Adenauer IV (Union, FDP);
1962-1963: Adenauer V (Union, FDP);
1963-1965: Erhard I (Union, FDP);
1965-1966: Erhard II (Union, FDP);
1966-1969: Kiesinger (Union, SPD);
1969-1972: Brandt I (SPD, FDP);
1972-1974: Brandt II (SPD, FDP);
1974-1976: Schmidt I (SPD, FDP);
1976-1980: Schmidt II (SPD, FDP);
1980-1982: Schmidt III (SPD, FDP);
1982-1983: Kohl I (Union, FDP);
1983-1987: Kohl II (Union, FDP);
1987-1991: Kohl III (Union, FDP);
1991-1994: Kohl IV (Union, FDP).
Danach gibt es keine ehemaligen Mitglieder
der NSdAP oder ihrer Parteiunterorgansationen
mehr, die Bundeskabinettsmitglieder geworden
sind.
Die Liste der Bundeskabinette:
Diese Liste der Bundeskabinette und der
Mitglieder dieser Bundeskabinette habe
ich der „Liste der deutschen Bundesregierungen“
bei Wikipedia Online [deutsch] entnommen.[iii])
Liste der Personen die bekannte ehemalige
Nazis und 1949 bis 1994
Bundeskabinettsmitglieder sind:
Nachname |
Vorname |
Partei |
Mitglied der NSdAP |
Bucher |
Ewald |
FDP |
ja |
Dahlgrün |
Rolf |
FDP |
ja |
Ehmke |
Horst |
SPD |
ja |
Eppler |
Erhard |
SPD |
ja |
Genscher |
Hans Dietrich |
FDP |
ja |
Höcherl |
Hermann |
CSU |
ja |
Jaeger |
Richard |
CSU |
ja |
Kiesinger |
Kurt Georg |
CDU |
ja |
Kraft |
Waldemar |
GB/BHE, CDU |
ja |
Krüger |
Hans |
CDU |
ja |
Lauritzen |
Lauritz |
SPD |
ja |
Lindrath |
Herman |
DVP, CDU |
ja |
Oberländer |
Theodor |
GB/BHE, CDU |
ja |
Preusker |
Victor Emanuel |
FDP, FVP |
ja |
Scheel |
Walter |
FDP |
ja |
Schiller |
Karl |
SPD |
ja |
Schmidt |
Carlo |
SPD |
ja |
Schröder |
Gerhard |
CDU |
ja |
Strauß |
Franz Josef |
CSU |
ja |
Stücklen |
Richard |
CSU |
ja |
Zimmermann |
Friedrich |
CSU |
ja |
Somit sind 21 Kabinettsmitglieder, d. h. 13,7%, von allen
153 Personen die 1949 bis 1994 überhaupt Bundeskabinettsmitglieder waren,
bekannte ehemalige Nazis gewesen. Dass diese bekannten ehemaligen Nazis
einen höheren Anteil an den Bundeskabinetten
stellen, im Durchschnitt nämlich 19,2%,
liegt daran, dass viele von ihnen
öfter oder länger Bundesminister waren,
als der Durchschnitt der Personen, die
Bundeskabinettsmitglieder waren.
Die Quellen für die Mitgliedschaft
in der NSdAP:
Als ehemaliger Nazi gerechnet wird jedes
Bundeskabinettsmitglied, das in die NSdAP
eingetreten ist oder in eine der
Unterorganisationen der NSdAP. So ist
beispielsweise Franz-Josef Strauß nicht Mitglied
der NSdAP sondern des NSKK der NSdAP,
d. h. des Nationalsozialistischen
Kraftfahrkorps der Nationalsozialistischen
Arbeiterpartei Deutschlands, einer Art Biker-Club
der NSdAP, und wird genauso als ehemaliger
Nazi gerechnet wie etwa Personen, die nicht
Mitglied der NSdAP sind aber der SA der
NSdAP (Sturmabteilung der NSdAP) oder
der SS der NSdAP (Schutzstaffel der NSdAP)
angehören. Quelle dafür, ob es sich um einen
bekannten ehemaligen Nazi handelt, ist für die
jeweilige Mitgliedschaft in der Regel die
Biographie der jeweiligen Person bei Wikipedia
Online (deutsch), die dort jederzeit nachgeprüft
werden kann.
Die NSdAP und alle ihre
Unterorganisationen sind seit 1945 verboten.
Ein geplanter weiterer
Artikel soll unter dem Titel
„Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“
die Bundesregierungen im Einzelnen und den
Einfluss von ehemaligen Nationalsozialisten aus
ihnen heraus und auf sie behandeln.
[i] „Benito Mussolini“; Wikipedia Online; http://de.wikipedia.org/wiki/Benito_Mussolini; Zugriff 01.10. 2011.
[ii] Weißer, Mechthild. „Mussolini, Benito." Microsoft® Encarta® 2007 [DVD]. Microsoft Corporation, 2006.
[iii] „Liste der deutschen Bundesregierungen“; Wikipedia Online [deutsch]; http://de.wikipedia.org
/wiki/Liste_der_deutschen_Bundesregierungen; Zugriff 06. 10. 2011.